Redebeitrag von BASC zur Demonstration am 22.02.25

Wir begrüßen euch zur heutigen Demonstration anlässlich des Prozessauftaktes gegen unsere Freundin und Genossin Hanna.

Wir als Budapest Antifaschist Solidarity committee stehen solidarisch an ihrer und an der Seite aller Beschuldigten im Budapest-Komplex. Wir werden sie auf ihren zahlreichen und unterschiedlichen Wegen begleiten, wo immer sie auch hinführen mögen. Insbesondere Hannas Fall zeigt die Absurdität dieses Komplexes, die durch die deutsche Justiz mit dem Mordvorwurf auf die Spitze getrieben wurde. Um einige der Beschuldigten in ihrem eigenen Statement vom 20. Januar diesen Jahres zu zitieren:
Der Vorwurf versuchter Tötungsdelikte, der vom Generalbundesanwalt gegen einige von uns erhoben wird, ist eine politisch motivierte Eskalation und an Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Er dient – ähnlich wie der Vereinigungsvorwurf – der Abschreckung und Legitimation des Vorgehens gegen antifaschistische Praxis. Es ist offensichtlich, dass die gegenwärtige antifaschistische Bewegung nicht darauf ausgerichtet ist, Nazis zu töten  und das ist auch dem Generalbundesanwalt bekannt. Dieses Statement haben einige unserer Freund:innen und Genoss:innen veröffentlicht, als sie sich am 20. Januar den Ermittlungsbehörden gestellt haben, nachdem sie sich diesen knapp 2 Jahre entzogen hatten. Diese zwei Jahre waren sehr turbulent und geprägt durch die repressiven Maßnahmen der Bullen und des Staates. Sie haben die Beschuldigten selbst, ihre Angehörigen und Umfelder drangsaliert, ausspioniert und versucht sie in die Enge zu treiben. Mit medialen und behördlichen Öffentlichkeitsfahndungen, über zwanzig Hausdurchsuchungen und SEK-Einsätzen, Observationen und Anquatschversuchen des Verfassungschutzes wurde die gesamte Bandbreite polizeilicher und justizieller Maßnahmen ausgeschöpft, welche seit Jahren gegen die linke Szene angewandt werden. Hinzu kommen die Androhung von bis zu 24 Jahren Haft, die Entführung Majas nach Ungarn und eben die Anklage gegen Hanna wegen Mordversuchs, wodurch die Lage unentwegt weiter eskaliert wurde. Trotz dieses staatlichen Vorgehens ist die Entscheidung des Stellens weder als Schwäche der Beschuldigten noch als Kapitulation vor den Ermittlungsbehörden zu verstehen. Vielmehr als ein selbstbestimmter Schritt in ein neues Kapitel dieses Verfahrens. Genauso wie das Untertauchen, kann auch die Entscheidung in den Knast zu gehen eine politische sein – nicht freien Herzens wohl aber selbst gewählt. Denn auch der Knast ist in der Geschichte der linken Bewegung schon immer ein Ort der Auseinandersetzung, der politischen und sozialen Kämpfe. In diesem Kontext ist noch einmal speziell darauf hinzuweisen, dass unser Freund und Genosse Zaid akut bedroht von Auslieferung nach Ungarn und der anschließenden Abschiebung nach Syrien ist, da er eine syrische Staatsbürgerschaft hat. Wir wollen alle dazu aufrufen sich für Zaid einzusetzen! Majas Schicksal darf sich nicht wiederholen! Wir alle müssen in den kommenden Tagen und Wochen, vielleicht Monaten und Jahren jeden einzelnen Schritt der Verfolgungsbehörden im Blick haben, und alles dagegen tun, dass eine erneute rechtswiedrige, von den Bullen selbst veranlasste Verschleppung ins Ausland nicht wieder vorkommt, oder die verantwortlichen nicht damit davon kommen.

Allen Beschuldigten gebührt unsere Liebe und Kraft, egal wo sie sind und sein werden!
In vollster Solidarität und Mitgefühl denken wir an die Beschuldigten, heute insbesondere an Hanna. Du bist stark und du wirst es bleiben, das hast du uns bereits gezeigt. An ihre Angehörigen und Freund:innen. An die Eltern. Und an die immernoch Untergetauchten, die weiterhin auf die Unterstützung der Bewegung angewiesen sind und in diesen Stunden sicher gerne bei uns stehen würden.
Wir lassen euch nicht allein. Bis ihr alle wieder frei seid, bis alle Knäste in Schutt und Asche liegen.
Freiheit für Hanna!
Freiheit für Zaid!
Freiheit für Nele!
Freiheit für Paul!
Freiheit für Moritz!
Freiheit für Clara!
Freiheit für Paula!
Freiheit für Luca!
Freiheit für Johann!
Freiheit für Tobi!
Freiheit für Maja!
Freiheit für Gino!
Freiheit für alle inhaftierten und untergetauchten!

Basc.news

Redebeitrag Bundesvorstand der Roten Hilfe e.V. zur Demonstration am 22.02.25

Liebe Genoss*innen,

wir als Bundesvorstand der Roten Hilfe e. V. übersenden euch unsere solidarischen Grüße zur heutigen Demo. Wir freuen uns, dass so viele Aktivist*innen zusammengekommen sind, um ihre Solidarität mit Hanna zu zeigen.

Am 6. Mai 2024 wurde Hanna in einem martialischen Polizeieinsatz verhaftet. Schon diese Inszenierung machte deutlich: Dem Staat geht es nicht um ein paar Platzwunden bei Nazis in Ungarn. Dem Staat geht es um Abschreckung, Einschüchterung und Kriminalisierung von engagiertem Antifaschismus. Das Budapest-Verfahren ist nur ein Teil eines gewaltigen staatlichen Frontalangriffs gegen die antifaschistische Bewegung.

Seit es im Februar 2023 zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Antifas und Nazis kam, haben die ungarischen Repressionsorgane eine internationale Hatz auf Antifaschist*innen gestartet – und die deutschen Behörden leisten bereitwillig Schützenhilfe. Der gesamte Budapest-Komplex ist ein Paradebeispiel für politische Verfolgung einer allzu unbequemen Opposition über Grenzen hinweg.

Die deutschen Repressionsorgane nutzen die ungarische Kriminalisierungsoffensive für ihre eigene Agenda gegen antifaschistische Strukturen – mit einem Spiegelverfahren gegen die Aktivist*innen, eigenen Haftbefehlen, Repressalien gegen die Familien der Beschuldigten und vor allem mit dem § 129, der staatlichen Allzweckwaffe gegen Linke.

Dass die hiesigen Repressionsorgane nicht davor zurückschrecken, Antifas sogar offen rechtswidrig auszuliefern, zeigte der Fall von Maja. Die nächtliche Verschleppung der non-binären Person ins offen queerfeindliche Ungarn wurde vom Bundesverfassungsgericht wie erwartet als unrechtmäßig eingestuft.

Am 20. Januar 2025 stellten sich weitere sieben Beschuldigte. Insgesamt sitzen nun zehn Aktivist*innen, die im Budapest-Komplex verfolgt werden, in hiesigen Gefängnissen – unter ihnen Hanna.

Um die Bedrohungsinszenierung zu verstärken und Hanna und ihre Unterstützer*innen einzuschüchtern, konstruierte der Generalbundesanwalt zusätzlich zu den Vorwürfen der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und Körperverletzung noch den absurden Vorwurf des versuchten Mordes. Mit dutzenden Prozesstagen in den nächsten Monaten wollen uns die Behörden ihre Stärke demonstrieren, sie wollen uns zermürben und erreichen, dass die aktive Solidarität aus Erschöpfung nachlässt.

Doch das werden sie nicht erreichen, denn wir wissen:

Unsere stärkste Waffe im Kampf gegen diese Repressionsoffensive ist die Solidarität. Sie gibt Hanna, sie gibt allen gefangenen Genoss*innen die Kraft durchzuhalten. Solidarität gibt auch uns allen die Kraft, den Verlust zu überstehen, dass Genoss*innen aus unserer Mitte gerissen werden.

Proteste wie heute machen deutlich, dass wir uns nicht einschüchtern lassen und dass Hanna nicht allein ist! Und viele weitere Solidaritätsaktionen werden folgen.

Als Rote Hilfe e. V. stehen wir an der Seite der verfolgten Antifas und aller anderen linken Aktivist*innen, die von staatlicher Repression betroffen sind. Gemeinsam mit euch allen können wir Hanna und allen anderen betroffenen Genoss*innen zeigen, dass sie nicht allein sind.

Es ist wichtig, sie ganz praktisch zu unterstützen: Beteiligt euch an Solidaritätskundgebungen, begleitet die kommenden Prozesstage, schreibt Briefe an Hanna und die anderen Gefangenen, spendet für Prozess- und Haftkosten an die Rote Hilfe.

Unsere Solidarität gegen ihre Repression!

Freiheit für alle politischen Gefangenen!

Redebeitrag „NS-Verherrlichung stoppen!“ zur Demonstration am 22.02.25

Liebe Genoss*innen, schön dass ihr alle hier seid. Ich lese heute einen Redebeitrag der Kampagne „NS-Verherrlichung stoppen!“ aus Wien zu den Protesten Gegen den „Tag der Ehre“ vor.

Das faschistische Gedenken zum sogenannten „Tag der Ehre“ findet seit 1997 statt. Dabei werden Angehörige der Waffen-SS und ihrer ungarischen Kollaborateure zu Helden verklärt: Am 11. Februar 1945, als Budapest bereits wochenlang von der roten Armee eingekesselt war, unternahmen diese einen erfolglosen, sinnlosen und tödlichen Versuch aus der Budapester Burg auszubrechen und zur Frontlinie zu gelangen, zwei Tage vor der Befreiung Budapests.

Seit ihrem Beginn 1997 ist die Veranstaltung für die rechtsextreme Szene in Europa ein wichtiges Event zur Vernetzung. Seit 2003 wird das faschistische Gedenken durch die ungarische Division des „Blood and Honour“-Netzwerks und „Legio Hungaria“ ausgerichtet. Es umfasst neben Gedenkmärschen, Kerzenniederlegungen, „historischen“ Führungen und Rechtsrockkonzerten auch die Teilnahme an dem als Wanderung getarnten Marsch „Ausbruch 60“.

Antifaschist*innen aus Ungarn haben sich schon von Beginn an gegen den faschistischen Aufmarsch gestellt und kontinuierlich Proteste dagegen organisiert. Seit einigen Jahren unterstützen wir als Kampange „NS-Verherrlichung stoppen!“ diese Proteste und gemeinsam konnten wir in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit für das internationale Treffen der Neonazis schaffen. Auch die Beteiligung durch Antifaschist*innen aus dem Ausland wurde immer größer. Erst vor zwei Wochen waren wir erneut gemeinsam mit knapp 500 Antifaschist*innen in Budapest auf der Straße.
Wir haben es geschafft, dass das faschistische Gedenken in der Burg aufgrund unseres Protestes nicht stattfinden konnte und von staatlicher Seite verboten wurde. In den Jahren davor fand dieses trotzdem, teils ohne Genehmigung an anderen Orten oder auch in der Burg statt. Durchgesetzt wurde das Verbot nie wirklich, aber uns war zuvor schon klar, dass wir uns als Antifaschist*innen auf den ungarischen Staat nicht verlassen können.

Auch wenn das neonazistische Gedenken auf der Burg verhindert werden konnte, finden weiterhin Gedenken an anderen Orten, Rechtsrockkonzerte in der Stadt, Kerzenniederlegungen in der Burg und dieses Jahr zum ersten Mal ein rechter Kongress statt. Die größte Aufmerksamkeit bekommt momentan der „Ausbruch 60“, eine staatlich gestützte „historischen Wanderung“ von Nazis entlang der Ausbruchsroute der SS. Es bleibt also noch viel zu tun, bis wir das faschistische Treiben rund um den „Tag der Ehre“ endlich beendet haben.

Doch der sogenannte „Tag der Ehre“ ist kein Einzelfall: Es gibt weitere Naziaufmärsche, die für die extreme Rechte Europas nach 1945 von großer Bedeutung sind. Dazu gehören der „Lukov-Marsch“ in Sofia, der „Tag der Legionäre“ in Riga, das mittlerweile nicht mehr in seinem ehemaligen Umfang dort stattfindende Ustaša-Gedenken in Bleiburg/Pliberg und die mittlerweile ebenfalls nicht mehr regelmäßig stattfindenden Hess-Aufmärsche in Berlin, Ingelheim oder Wunsiedel.

Nicht nur in Deutschland und Österreich also, sondern auch in einigen postsozialistischen Staaten Ost- und Südosteuropas haben sich seit den 1990er Jahren geschichtsrevisionistische und NS-verherrlichende Veranstaltungen etabliert, an denen sich Nazis aus ganz Europa beteiligen. Die Verherrlichung des Nationalsozialismus und seiner Verbündeten sowie die Relativierung und Leugnung des Holocausts sind zentrale Themen der extremen Rechten nach 1945. Wir, die Kampagne “NS-Verherrlichung stoppen”, ein transnationales Netzwerk aus antifaschistischen Gruppen und Einzelpersonen, haben uns zum Ziel gesetzt, die geschichtsrevisionistischen Aufmärsche in Europa zu stoppen!

An dieser Stelle möchten wir ebenfalls unsere Solidarität mit den Protesten gegen den „Lukov-Marsch“ in Sofia, die gerade dieses Wochenende stattfinden, und mit den Protesten gegen den „Tag der Legionäre“ in Riga Anfang März ausdrücken und hoffen, dass diese rechten Aufmärsche genauso wie der „Tag der Ehre“ bald Geschichte sind.
Zuletzt bleibt noch zu sagen: Auch wenn das unmittelbare Ziel unserer Arbeit gegen den Tag der Ehre in Budpest darin besteht, auf die faschistische Verklärung der Ereignisse vom 11. Februar aufmerksam zu machen und die geschichtsrevisionistische Wanderung zu verhindern, müssen wir den gesellschaftlichen Nährboden des Faschismus überall und jederzeit bekämpfen. Das Gedenken am sogenannten „Tag der Ehre“ wird zwar von ungarischen Neonazi-Gruppen organisiert, doch die Umdeutung der Geschichte ist keineswegs ein Phänomen, das auf die ungarische Rechte oder Rechtsextreme beschränkt ist. In ganz Europa erstarken rechte und autoritäte Kräfte, Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus werden wieder salonfähig – sowohl auf der Straße, wie in den Parlamenten. Deswegen: Heute wie immer:

Kein Fußbreit dem Faschismus –
Den „Tag der Ehre“ verhindern!
Free Hannah! Und:
Freiheit für alle Antifaschist*innen!

Grußwort Solikreis Nanuk zur Demonstration am 22.02.25

Wir leben in beunruhigenden Zeiten. Die Entwicklungen der letzten Jahre spitzen sich weiter zu und werden auf allen Ebenen sichtbar: Zuhause am Tisch mit der Familie, auf der Arbeit, auf der Straße, in den Parlamenten. So viele Menschen auf der ganze Welt, die in Angst leben müssen – Angst vor dem Abbau ihrer Rechte, vor Abschiebung, Verfolgung, Krieg, Repression, sexualisierter Gewalt, Faschismus, Folter, Knast. So viele von uns, die gerade hinter Gittern sitzen und darauf warten, was dieser Apparat, der sich in Rekordtempo faschisiert, mit ihnen anstellen will.

Wir wissen, wozu diese Justiz und ihre Schergen fähig sind. Wir wissen es, weil unfassbar viele migrantisierte Menschen in ihrem Gewahrsam sterben. Wir wissen es, weil sie uns auf unseren Demos von zugekoksten, gepanzerten Feiglingen verprügeln lassen. Wir wissen es, weil sie ihre Spitzel in unsere Strukturen schicken, uns an unserer Haustür bedrohen, Listen über uns anfertigen und die mit ihren Nazikumpels teilen. Wir wissen es, weil sie Maja illegal nach Ungarn entführt haben.

Heute sind wir hier, weil sie wieder eine von uns vor Gericht zerren. Wieder wird ein politischer Prozess in Szene gesetzt gegen ein:e Genoss:in, deren einzige Schuld es ist, ihre politische und antifaschistische Haltung zu leben. Es wird wieder jemand angeklagt, die nicht auf den Staat vertraut und sich ihre politischen Mittel nicht vorschreiben lässt. Wie wir auch nicht.

Mit „wir“ sind all jene gemeint, die sich nicht darüber gewundert haben, dass die CDU kein Problem damit hat, Gesetze vorzulegen, bei der sie nicht nur Unterstützung, sondern Beifall von der AfD erwarten kann. Wir haben schon immer gesagt, dass auf bürgerliche Parteien kein Verlass ist. Die CDU ist die Partei, die 1992 nach dem rassistischen Pogrom von Rostock-Lichtenhagen und dem Mordanschlag von Mölln das Asylrecht verschärfte und somit der Neonazi-Propaganda der Nachwendezeit einen parlamentarischen Ausdruck verliehen hat. Dies tat sie zusammen mit der SPD, die wiederum 32 Jahre später in der Ampellkoalition kurz vor deren Zusammenbruch dasselbe getan hat. Nun heucheln sie gemeinsam mit ihrem grünen Koalitionspartnern Betroffenheit, während sie tatsächlich bloß die Früchte ihrer jahrelangen Arbeit an Hetze gegen migrantisierte und prekarisierte Menschen ernten.

Wir sind aber auch diejenigen, die sich nicht spalten lassen und zwischen einem guten und einem bösen Antifaschismus trennen. Wir stehen hinter unseren Genoss:innen, die sich gegen Neonazis quer gestellt haben. Wir unterscheiden auch nicht zwischen Zeiten, in denen Militanz angebracht ist und in denen nicht. Wir stehen hinter militantem Antifaschismus, immer. Militanz ist für uns ein selbstimmtes politisches Mittel und notwendig im Kampf gegen den Faschismus. Und wenn der Staat Genoss:innen dafür anklagt und verknastet, stehen wir hinter ihnen. Denn Antifaschismus, in all seinen Formen, ist kein Verbrechen.

Wir stehen hinter den sieben Genoss:innen, die sich im Januar, nach fast zwei Jahren untertauchen, gestellt haben. Wir stehen hinter all den Antifaschist:innen, die in U-Haft sitzen und all denen die noch im Untergrund sind.

Und wir stehen hinter den Genoss:innen, Freund:innen und Familien der Antifaschist:innen, die seit Jahren vom Staat und den Bullen schikaniert und bedroht werden. Wir stehen hinter all denen, die ungeachtet der Konsequenzen weiter solidarisch sind und die Genoss:innen auf der Flucht unterstützen. Wir stehen hinter all denen, die ihre Liebsten nur noch in einem Besucher:innenraum eines Knast sehen können.

Aus unserer Trauer wird Wut. Wir werden weiter kämpfen: bis alle frei sind.

Redebeitrag Ilaria Salis zur Demonstration am 22.02.: The Power of Solidarity

The Power of Solidarity

Good afternoon everyone, thanks for being here.

I’d like to begin my speech with a statement that might seem obvious but is deeply significant: solidarity was fundamental to my liberation.

When I was detained in Hungary, cut off from the outside world, solidarity was the invisible but real thread that connected me to my comrades, my family, and to a broader community of people who believed in justice. Without this collective effort, I would not be here today as a free person.

I will now try to tell you how solidarity was key in my story and what we could possibly learn from it.

When I was first detained in Budapest, with very limited means of communicating with the outside world, I had no clear sense of what was happening beyond the prison walls.

In my heart, I knew that my closest comrades were vigilant about my case, offering material and emotional support to me and my family.

One of the most extraordinary principles of our leftist world is the ethical commitment to solidarity—ensuring no one is left behind, particularly when they fall victim to repression.

Like so many before me, I experienced the warm embrace of solidarity firsthand.

However, during my time inside, I had little access to Italian news or television, and thus my understanding of what was happening outside was limited. Occasionally, fragments of the outside world reached me. For example, once, Hungarian news broadcasted a clip of my father condemning the conditions of my detention, and I received Zerocalcare’s comics about the events in Budapest, though always months late. These were deeply moving moments.

Even more moving were the times I saw friends and comrades in the courtroom audience. Despite knowing they’d only see me briefly, from a great distance, they still travelled all the way to Budapest to be present. A glance, a smile, a moment of encouragement—these gestures meant everything to me in that moment.

When you are imprisoned, such acts are immensely powerful. Knowing you’re not alone makes a significant difference to your psychological resilience.

When I was finally allowed phone calls, my parents shared stories about the incredible network of solidarity being built outside. Even then, I only partially grasped the scope of it.

Inside the prison, I began to witness the tangible effects of solidarity. As my case gained visibility and became a public issue, the treatment I received in prison began to improve. Solidarity, in this sense, became not just a source of comfort but also a tool of political pressure.

When I was released—first under house arrest and later as a free person—I saw with my own eyes the scale of the solidarity I had received. I was astonished.

The social energy of solidarity had grown far beyond anything I could have imagined. It took me time to fully comprehend its breadth, and even now, I’m sure there are aspects I don’t fully understand.

Over the months, countless people—some I knew, many I didn’t—had contributed in countless ways, all with one common goal: to secure my freedom.

Some worked within their collectives or committees, others organized fundraisers or theater performances. Some participated in demonstrations, while others simply talked to friends or family to raise awareness.

This collective force expressed itself through a remarkable diversity of actions, all working in synergy.

I am convinced that the key to this victorious solidarity was its collective nature—its ability to bring together multiple approaches and practices without one excluding the other.

This, unfortunately, is not always a given. If we want solidarity to be effective, it’s a political challenge we must address:

How do we harmonize diverse forms of solidarity? How do we make them coexist? How can differences become strengths rather than obstacles?

One of the immediate challenges we face now is creating the conditions for a similar dynamic of solidarity for all those who need to be defended against repression.

To conclude, I want to reiterate that solidarity is not just a foundational value of our political movement—it is a crucial ingredient in the vision of society we strive to build.

Solidarity extends beyond our circles; it must encompass everyone we aim to involve in the fight against capitalism.

If struggle is one side of the coin of our political mission, solidarity is the other.

Expanding solidarity advances the cause of class struggle and the fight for the oppressed. It offers a tangible way to combat the principles of competition under capitalism and the domination inherent in fascism.

Solidarity is the constructive energy we need to build a better, freer, and fairer society.

Thank you.

Redebeitrag Demonstration 22.02. Solikreis München

Redebeitrag Demonstration 22.02. Solikreis München

Liebe Genoss:innen, liebe Freund:innen und liebe Passant:innen,
wir sind heute auf der Straße, weil gegen unsere Genossin Hanna aus Nürnberg hier bei uns in München Prozess gemacht wird. Wie wir schon in den vorherigen Reden gehört haben, wird ihr vorgeworfen, Teil des Budapest Komplexes zu sein und sich dort Faschist:innen in den Weg gestellt zu haben. Doch warum ist es überhaupt notwendig zu solchen Mitteln zu greifen?
Der Rechtsruck in Deutschland ist unübersehbar. Jahr für Jahr verschiebt sich der politische Kurs weiter nach rechts. Die Positionen der AfD sind auch ohne Regierungsbeteiligung in der sogenannten Mitte der Gesellschaft angekommen und finden Einzug in konkretes staatliches Handeln. Union und FDP stimmen für gemeinsame Pläne mit der AfD, Parteien wie die SPD oder die Grünen haben die EU-Asylrechtsreform mitgetragen, schieben im großen Stil ab, dorthin wo gleichzeitig auch Waffen deutscher Produktion auf die Reise geschickt werden. Aber nicht nur in den Parlamenten ist der Rechtsruck spürbar. Es entstehen in ganz Deutschland Zusammenschlüsse offen faschistischer Gruppen, die mit neuem Eifer Linke, Geflüchtete und weitere marginalisierte Personengruppen bedrohen und angreifen. Ob auf Gegenprotesten zu CSDs in verschiedensten Städten, bei Protesten gegen Flüchtlingsunterkünfte oder eigenständigen Naziaufmärschen. Rechtsterroristische Taten, wie das OEZ Attentat hier in München, Hanau oder Halle, gehören in Deutschland ohnehin schon immer zur Normalität. Das Gewaltpotential, das aus der Rechtsverschiebung der vergangenen Jahre resultiert, lässt sich momentan allenfalls erahnen. Nicht unwahrscheinlich aber, dass uns die Baseballschlägerjahre ein weiteres mal grüßen werden. Seit 1990 wurden über 200 Menschen von Rechten ermordet, der NSU konnte jahrelang ungestört agieren, wurde vom Staat mit aufgebaut, und mehr als 600 offene Haftbefehle gegen Faschist:innen bleiben ohne Konsequenzen. Statt gegen diese Bedrohung vorzugehen, werden diejenigen verfolgt, die sich ihr entgegenstellen. Faschismus ist nicht einfach eine Ideologie, die zufällig entsteht, sondern als immanente Möglichkeit in der Krisenhaftigkeit des Kapitalismus stets mit angelegt. Angriffe auf soziale Minderheiten, die Hetze gegen Geflüchtete, Frauen und die LGBTQI+-Community sind hierbei nur ein Teil einer Entwicklung, in der bestehende Ausbeutungs- und Diskriminierungsverhältnisse lieber verschärft werden, statt sie radikal anzugehen. Im Kampf gegen Rechts kann man sich weder auf die bürgerlichen Parteien, noch auf den Staat verlassen. Daher ist gerade in Zeiten wie diesen antifaschistische Gegenwehr unabdingbar. Hierfür ist jedes notwendige Mittel ein legitimes. Ob eine einfache Demonstration, Blockaden oder konsequentes, konfrontatives Entgegentreten! Es ist die Vielschichtigkeit des antifaschistischen Widerstands, die ihn erfolgreich machen kann. Doch all das ist nur möglich und wirksam, wenn wir gemeinsam und solidarisch handeln. Ein Angriff auf Einige von uns, ist ein Angriff auf diese Vielschichtigkeit und müssen wir daher als Versuch sehen, die gesamte antifaschistische Bewegung zu schwächen.

Daher stehen wir zusammen und lassen uns nicht spalten! In Solidarität mit Hanna und allen anderen, die für ihre antifaschistische Haltung im Knast oder im Untergrund seien müssen. Wir sind alle Antifa!
Also Hannas Solikreis wollen wir genau dieses Zusammenstehen verschiedener antifaschistischer Ansätze praktisch werden lassen. Zusammen mit ihren Genoss:innen und Freund:innen aus Nürnberg schaffen wir Öffentlichkeit für Hanna und die anderen Betroffenen. Wir sorgen dafür, das sie nicht alleine vor Gericht stehen muss und durchbrechen mit verschiedenen Aktionen die Mauern des Münchner Frauenknastes. Die beste Solidarität mit Hanna ist es aber, den Kampf gegen das Widererstarken des Faschismus nicht abreisen zu lassen. Organisiert euch in euren Städten antifaschistisch! Informiert euch, kommt zu offenen Treffen und nehmt an Aktionen Teil! Lasst uns stärker, entschlossener, kämpferischer und organisierter werden. Lasst uns gemeinsam für eine Gesellschaft frei von Faschismus und Kapitalismus kämpfen!

Wir fordern: Freiheit für alle Antifaschist:innen! Freiheit für Nico, Nele, Moritz, Paul, Clara, Zaid, Paula, Luca, Maja, Johann, Tobi, Nanuk, Gino und Hanna!
Freiheit für alle politischen Gefangenen!
Antifa bleibt notwendig!