Trotz der heutigen Aussage des Nazi-Zeugen Fischer sind keine Nazis im Zuschauer*innenbereich, dafür mindestens 20 Antifas.
Richter Stoll richtet das Wort an uns: Keine abfälligen Bemerkungen oder „Heiterkeitsbekundungen“ bzgl. des geschädigten Zeugen Fischers der uU in seiner Sprachfähigkeit eingeschränkt sein wird, auch wenn wir seine politische Meinung „unmöglich“ finden. Sonst Zelle für die Dauer der Hauptverhandlung.
Fischer betritt mit seiner Anwältin Nicole Schneiders (Szene Anwältin bekannt z.B. aus dem NSU Prozess als Ralf Wohllebens Verteidigerin) den Saal.
Robert Fischer (46, selbstständiger Maschinenbaumeister) hatte, wie seine Freundin Brinkmann letzte Woche schon ausgesagt hat, mehrere Schlaganfälle und eine daraus resultierende Sprachbehinderung. Er war nicht immer gut zu verstehen; deshalb trug er seine Aussage zu den Geschehnissen in Budapest nicht chronologisch frei vor, sondern ging auf Stolls Vorschlag, ihm Fragen zu stellen, ein.
Die Aussage brachte wenig Neues und deckte sich größtenteils mit der von Brinkmann. Auch er konnte die Angreifer*innen nicht erkennen und vermutete „die Antifa“. Bei einigen Aussagen wirkte er etwas unsicher und berief sich auf anfängliche Erinnerungsschwierigkeiten. In Budapest sei er „zum Wandern“ gewesen. Ob er damit den Gedenkmarsch zum Tag der Ehre meine?: „Ja“. Prinzipiell habe Brinkmann die Reise und die Unterkunft organisiert, er habe sie nur begleitet. Stoll erklärte Fischer, dass seine politische Einstellung in diesem Verfahren ausnahmsweise von Belang sei, da dadurch die Frage, warum er angegriffen worden sei, geklärt werden könne. Bei der Polizei habe er ausgesagt, dass er mit der Ideologie- also dem Tag der Ehre, der Sängerin von „Ewiger Sturm“ und der veranstaltenden Organisation Blood and Honour einverstanden sei. Fischer: „Ja“. Er vermutete ebenso wie seine Freundin, wegen der Thor Steinar Jacke als Rechter identifiziert worden zu sein.
[10 Minütige Unterbrechung der Verhandlung wegen eines Tattoos eines linken Zuschauers – wohl doch in Ordnung, es geht weiter]
Es folgte die Inaugenscheinnahme von Fotos. Mehrere von Rechten vor der Konzertlocation (er erkennt niemanden), mehrere von Fischers Verletzungen. Er wurde an mehreren Stellen am Kopf genäht, und hatte noch zwei bis drei Wochen Schmerzen.
Nun stellten auch die anderen Richter*innen Nachfragen zu seinen Aussagen (der eben getätigten und denen bei den Cops in Ungarn und Deutschland). Bei vorherigen Befragungen habe er angegeben, er „würde sich als Nationalisten bezeichnen, rechts ist aber zu pauschal“ er sei nicht in die Szene eingebunden, aber gehe auf Rechtsrockkonzerte. Ob das so stimme? Fischer: „Ja ja ist so“.
Außerdem habe er angegeben, Stefan Behrens (Gitarrist der Naziband Kategorie C) zu kennen, der ebenfalls schon einmal angegriffen worden sei. Hält Fischer es für möglich, dass er z.B. bei einem dieser Konzerte fotografiert worden sei und deshalb bekannt sei? „Nein“.
Richter Strafner fragte ihn noch nach seiner Aussage, vor und nach dem Angriff Kampfsport betrieben zu haben. Fischer sagte, erst sechs Wochen danach angefangen zu haben und bei der ungarischen Polizei „übertrieben“ zu haben.
Die Staatsanwältin Brunschier fragte den Zeugen noch nach möglichen psychischen Folgen und er gab an, weiterhin Angst zu haben.
Hannas Verteidiger stellten Nachfragen zu der Kampfsportstory und nicht übereinstimmenden Aussagen zur Anzahl der Schläge. Rechtsanwalt Ziyal fragte ihn außerdem zu einem Tattoo auf seinem Oberkörper. Wir haben leider nicht richtig verstanden, ob es sich um einen „Adler“ oder einen „Vater“ handelt – jedenfalls trägt die Figur anscheinend Wehrmachtsuniform.
Der medizinische Sachverständige Prof. Winkler schlägt eine medizinische Untersuchung des Zeugen in einem Nebenraum vor. Dies wird von Stoll bewilligt und die Mittagspause direkt angehängt.
Nach der Pause kommen noch mehr Fragen vom Prof. Winkler: Ob Fischer zwischen dem Angriff und dem ersten Schlaganfall normal gearbeitet hat (ja, 6 Wochen nach dem Angriff konnte er wieder arbeiten). Ob das Syndrom, dass vermutlich die Schlaganfälle verursacht, auch in der Familie bekannt ist (nein)Seit wann seine Sprachstörung so ausgeprägt ist wie jetzt (seit einer OP Anfang diesen Jahres), und ob er während dem ganzen Angriff stand (ja, er konnte auch bisschen ausweichen).
Um 13 Uhr wird Fischer entlassen.
Seine Anwältin Schneiders beantragt unbeschränkte Akteneinsicht, die Verteidigung ist nicht einverstanden und kündigt ein Statement dazu an.
Zum Schluss wird eine E-Mail einer potentiellen Zeugin verlesen, sie hat 2022 eine Verlustanzeige für ihren Ausweis gestellt aber dazu nicht mehr zu sagen, deswegen wird auf ihre Ladung verzichtet.